Nachhaltiges Bauen ist längst kein Trend mehr, sondern eine Aufgabe für die Zukunft. Mit dem Qualitätssiegel Nachhaltiges Gebäude, kurz "QNG", hat die Bundesregierung ein verlässliches Instrument geschaffen, das Bauherren und Planern Orientierung gibt. Das QNG bewertet Gebäude umfassend – von der frühen Planung bis zum späteren Rückbau – und unterstützt eine Bauweise, die ressourcenschonend und zukunftsfähig ist.

Was ist das QNG?

Das Qualitätssiegel Nachhaltiges Gebäude, kurz QNG, ist ein staatliches Siegel des Bundesministeriums für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen. Es wurde im Juli 2021 eingeführt und ist seit April 2022 eine zentrale Voraussetzung für verschiedene Förderprogramme der KfW im Rahmen der Bundesförderung für effiziente Gebäude. Gemeinsam mit dem energetischen Standard Effizienzhaus 40 dient das QNG als Nachweis dafür, dass ein Neubau besonders nachhaltig geplant und umgesetzt wird. Laut Mitentwicklerin Prof. Natalie Essig wird das Siegel an Häuser vergeben, die gesund, familienfreundlich und über ihren gesamten Lebenszyklus hinweg funktional und anpassungsfähig bleiben. Ein Gebäude soll sich also mit den Lebensphasen seiner Bewohner entwickeln können – ein Abstellplatz für den Kinderwagen kann später problemlos zum Stellplatz für einen Rollator werden.

Im Unterschied zum früheren Energieausweis bewertet das QNG nicht nur die Energieeffizienz während der Nutzung, sondern die gesamten ökologischen Auswirkungen eines Gebäudes über einen Zeitraum von fünfzig Jahren. Dafür stehen zwei Qualitätsstufen zur Verfügung: QNG Plus und QNG Premium. QNG Plus bescheinigt eine überdurchschnittliche Erfüllung aller nachhaltigkeitsrelevanten Kriterien, während QNG Premium eine deutlich überdurchschnittliche Qualität in sämtlichen Bereichen bestätigt. Beide Stufen orientieren sich an wesentlichen Aspekten wie Klimaschutz, der Verwendung regionaler Materialien und ihrer späteren Rückführung in den Stoffkreislauf. Selbst Details wie die Möglichkeit, Fensterglas künftig recyceln zu können, werden in die Bewertung einbezogen.

Wer führt die QNG-Zertifizierung durch und was wird bewertet?

Die Zertifizierung erfolgt ausschließlich durch akkreditierte Stellen, die nach einem anerkannten Bewertungssystem arbeiten. Dieses System umfasst Anforderungen aus den Bereichen Ökologie, Ökonomie und soziale Qualität und stellt sicher, dass ein Gebäude nicht nur während der Nutzung, sondern auch in Herstellung, Betrieb und Rückbau nachhaltig ist. Die Vergabe des Siegels übernehmen speziell geschulte Fachleute, die vom Bau Institut für ressourceneffizientes und nachhaltiges Bauen (BiRN) ausgebildet werden. Dazu gehören unter anderem Energieberater, Architekten, Handwerker, Schornsteinfeger und andere baunahe Berufsgruppen. Rund 800 Auditorinnen und Auditoren wurden bereits qualifiziert. Wer die Weiterbildung erfolgreich abschließt, ist berechtigt, Bauprojekte zu begleiten und zu zertifizieren.

Im Rahmen der Bewertung werden verschiedene Qualitätsbereiche betrachtet:

  • Ökologische Qualität
    Emissionen über den gesamten Lebenszyklus, Ressourceneinsatz, Materialgesundheit und Wiederverwendbarkeit.
  • Soziokulturelle und funktionale Qualität
    Wohnkomfort, Innenraumlufthygiene, Barrierefreiheit, Sicherheit und Nutzerfreundlichkeit.
  • Ökonomische Qualität
    Wertstabilität, Anpassbarkeit und Lebenszykluskosten.
  • Technische Qualität
    Gebäudehülle, Schallschutz, Brandschutz, Trinkwasserhygiene sowie Rückbau- und Recyclingfähigkeit.

Wie erhält man das QNG?

Das QNG begleitet den gesamten Ablauf eines Bauprojekts und wird bereits in der frühen Planungsphase eingebunden. Zu Beginn führen Bauherren und Auditor ein Erstgespräch, in dem die Nachhaltigkeitsziele festgelegt werden. Dieses Gespräch wird häufig als Nachweis für Förderanträge benötigt. In der anschließenden Planung müssen alle Anforderungen des QNG von Anfang an berücksichtigt werden, damit die Kriterien im weiteren Verlauf erfüllt werden können. Während der Bauphase überprüft der Auditor durch mehrere Baustellenbesuche, ob alle Vorgaben eingehalten werden. Der gesamte Prozess wird in einem Datenblatt dokumentiert. Nach der Fertigstellung und erfolgreicher Prüfung wird das Zertifikat übergeben und bestätigt die besondere Qualität des Gebäudes.

Für Bauherren ergeben sich daraus klare Vorteile: eine hohe Bauqualität, geringere Energie- und Betriebskosten, langfristige Wertstabilität, bessere Kreditkonditionen sowie ein gesundes und nachhaltiges Wohnumfeld.

Kosten einer QNG-Zertifizierung

Die Kosten variieren je nach Projekt und Aufwand. In der Regel liegen sie zwischen 5.000 und 10.000 Euro. Wenn der Auditor gleichzeitig Planer oder Energieberater ist, kann es günstiger werden. Da immer mehr Fachleute zertifiziert werden, werden die Kosten langfristig voraussichtlich auf etwa 2.000 bis 5.000 Euro sinken.

Wichtig ist: Nachhaltiges Bauen ist über den gesamten Lebenszyklus betrachtet häufig günstiger, da weniger Bauteile erneuert werden müssen und die Betriebskosten deutlich niedriger sind.

Voraussetzungen für eine KfW-Förderung im klimafreundlichen Neubau

Damit ein Wohngebäude gefördert wird, müssen folgende Punkte erfüllt sein:

  • Alle 19 Kriterien des BNK Systems mit mindestens einem Punkt
  • Mindestens 50 Prozent Gesamterfüllungsgrad
  • Erfüllung der Anforderungen zu Materialgesundheit, Ökobilanzierung und nachhaltiger Rohstoffgewinnung
  • Abschluss mit QNG Plus oder QNG Premium
  • Erreichen des energetischen Standards Effizienzhaus 40
  • Keine Heizung mit Öl, Gas oder Biomasse

Welche Maßnahmen unterstützt die KfW?

Um Bauherren den Einstieg in einen klimafreundlichen Neubau zu erleichtern, fördert die KfW eine Vielzahl an Maßnahmen, die direkt zur Qualität und Zukunftsfähigkeit eines Hauses beitragen. Unterstützt werden unter anderem der Bau oder Kauf eines nachhaltigen Neubaus, die Planung und Baubegleitung durch Fachleute sowie Investitionen in eine hohe Energieeffizienz. Auch qualitative Aspekte wie hochwertige Materialien, guter Schallschutz, erhöhte Sicherheit und eine verbesserte Prozessqualität während der Bauphase werden berücksichtigt. Darüber hinaus übernimmt die Förderung anteilige Kosten für die Zertifizierung durch qualifizierte Auditoren. Damit wird deutlich: Wer auf ein nach QNG zertifiziertes Haus setzt, profitiert nicht nur von nachhaltiger Bauqualität, sondern auch von attraktiven finanziellen Vorteilen.

Fazit

Das QNG ist weit mehr als ein Siegel. Es ist ein umfassendes Instrument zur Sicherung hoher Bauqualität und nachhaltiger Wohnstandards. Es stärkt die Zukunftsfähigkeit des Wohnbaus, schafft Transparenz für Bauherren und verbessert die Finanzierungsmöglichkeiten. Wer heute baut, profitiert mit dem QNG von einem Zuhause, das umweltfreundlich, gesund und langfristig wertbeständig ist.

Source: 25 Jahre Bauwelt - Was ist das QNG-Siegel